Bis in alle Endlichkeit

Buchseite und Rezensionen zu 'Bis in alle Endlichkeit' von Thomas Wörtche
4
4 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Bis in alle Endlichkeit"

Lesern von "Bis in alle Endlichkeit" gefiel auch

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:430
EAN:9783518474358

Rezensionen zu "Bis in alle Endlichkeit"

  1. Rasanter Krimi auf den Straßen von San Francisco

    Mit „Bis in alle Endlichkeit“ legt James Kestrel (gelistet über den Herausgeber Thomas Wörtche) einen weiteren Kriminalroman nach dem furiosen spannungsgeladenen Schicksalsroman „Fünf Winter“ nach. Oder doch eher vor? Schließlich schrieb er diesen vor dem erfolgreichen „Fünf Winter“, jedoch erschien er in Deutschland später, aber das marktwirtschaftlich geprägte Phänomen passiert ja öfter, sobald ein/e Autor*in irgendwann einen durschlagenden Erfolg hat. Bestes Beispiel ist für mich Jussi Adler Olsen, dessen durchschnittlichen Erstlingswerke rasch nach seiner Erfolgsreihe rund um das Sonderdezernat Q mit Carl Morck nachproduziert und für den internationalen Markt veröffentlicht wurden. Das gleichartige Design und die fortgeführte Verkaufsstrategie der Kestrel-Romane ist sicherlich kein Zufall, obwohl es sich um verschiedene Genre handelt.
    „Bis in alle Endlichkeit“ beginnt sehr vielversprechend. Eine leblose, rätselhafte Frau, die von einem Dach auf einen Rolls Royce gesprungen sein soll. Privatdetektiv Lee Crowe, der am Ende Ambitionen für einen Serienermittler äußert, scheint aus den Tiefen längst vergangener Zeiten, dem Krimi noir mit schillernden und trostlosen Figuren wie Philip Marlowe oder Sam Spade, entsprungen zu sein. Hier empfiehlt sich der Autor persönlich, was gemessen an der Wettbewerbsfähigkeit dieses Raubeins abzuwarten bleibt. Crowe ist hier ein oft zitierter Prototyp eines illusionslosen Schnüfflers. Ein Typus, den ich mag, allerdings bevorzuge ich die Originale. Zwar dienen die heutigen Urenkel der alkoholkranken, verarmten, geprügelten Underdogs auch in diesen Tagen als letztes Bollwerk gegen ein korruptes System – ohne Skrupel, aber mit den besten Absichten. Dennoch schimmern sie nur als farblose Abziehbilder aus einer Ära, als Los Angeles noch vor Chicago als die moralisch heruntergekommenste Stadt der USA galt. Kestrel knüpft hier nahtlos an und deckt ein Komplott auf, in dem es um den Stein der Weisen geht: dem Jungbrunnen der Menschheit. Reiche können sich das ewige Leben erkaufen. Eine Story, die im Verlauf wie aus einem James-Bond-Film zu stammen scheint. Leider wird im Klappentext und in den Werbezitaten einiges an Plotelementen verraten, die erst im letzten Drittel des Buches an Relevanz gewinnen. Das ist sehr schade, raubt es doch dem Leser einige Überraschungsmomente, die auf Kosten der Spannungskurve gehen.
    Doch zurück zum Anfang: Während der Kriminalroman zunächst intelligente Spannung und wortverspielte Geistesblitze verspricht, verflacht die Story mit zunehmender Dramaturgie bis hin zur Auflösung, bei der neben nackter und übertriebener Gewalt auch eine Mega-Explosion nicht fehlen darf. Eher ein Drehbuch für einen typischen Actionknaller mit ähnlichen Plots rund um verrückte Professoren und Oberschurken. Vielleicht liegt es an der Nähe zu Hollywood, wer weiß. Schade ist das trotzdem. Positiv hervorzuheben sind die vielen regionalen Bezüge, sowohl zu San Francisco als auch hinunter zu der gesamten Südwestküste der USA, die ich selbst erlebte und daher sehr gut nachvollziehen konnte. So gesehen ist das Buch auch ein klassischer Regionalkrimi rund um S.F. und L.A.‘s Küsten und Täler und damit auch als Reiselektüre ein aufschlussreicher Ausflug.
    Wer schnelle Action, etwas Justiz-Thrill, einen neowissenschaftlichen Reißer im Gewand eines Philip Marlowe sucht, der ist hier bestens beraten. Da die Story trotz der Originalität der Todesursache an etwas Realitätssinn leidet, schätze ich das Buch als gelungen, aber nicht als überragend ein.

  1. Warum starb Claire Gravesend?

    In James Kestrels im Original unter dem Namen des Autors Jonathan Moore unter dem Titel „Blood Relations“ bereits 2019 erschienenen Roman “Bis in alle Ewigkeit“ findet Privatdetektiv Lee Crowe in einem gefährlichen Viertel San Franciscos die Leiche einer attraktiven, elegant gekleideten jungen Frau auf dem Dach eines erheblich beschädigten Rolls Royce. Die Polizei und der Gerichtsmediziner sind überzeugt, dass sie sich selbst umgebracht hat. Ihre Mutter, die sehr reiche Olivia Gravesend, glaubt das nicht und schaltet den Anwalt Jim Gardner ein, der Lee Crowe mit den Ermittlungen beauftragt. Als Crowe nach Boston fliegt, um in Claire Gravesends Haus nach Hinweisen zu suchen, wird er von einem Unbekannten mit einem Messer angegriffen. Er wehrt sich und tötet den Angreifer. Zurück in San Francisco will er eine Wohnung von Claire untersuchen und trifft auf eine junge Frau namens Madeleine Adair, die Claire so verblüffend ähnlichsieht, dass er sie für Claire hält. Von ihr erfährt er nicht nur, dass sie und Claire eineiige Zwillinge waren, sondern auch, dass Claire Nachforschungen über ihre unbekannte Herkunft angestellt hat, denn beide waren als Kinder vor Kirchen ausgesetzt und adoptiert worden.
    Im Laufe seiner Ermittlungen fühlt sich Crowe immer wieder beobachtet und bedroht. Irgendjemand will nicht nur verhindern, dass Claires Tod aufgeklärt wird, sondern auch, dass im Zusammenhang damit Dinge ans Licht kommen, die mit der Herkunft der Frauen zu tun haben. Keiner soll erfahren, warum beide kreisförmige Narben entlang der Wirbelsäule haben. Lee findet auch heraus, dass sich sein Chef Jim Gardner gegen üppige Bezahlung mit sehr dubiosen Leuten eingelassen hat und in kriminelle Machenschaften verwickelt ist. Trotz vorübergehender Spannungen zwischen Lee und Jim vermittelt ihm dieser am Ende einen neuen Auftrag, der vermutlich Thema einer Fortsetzung sein wird.
    Ich habe den sehr spannenden Roman sehr gern gelesen und bin auf weitere Romane des Autors sehr gespannt. Ich spreche eine klare Empfehlung aus.

  1. Pageturner

    Als der Privatermittler Lee Crowe nach Beendigung seines aktuellen Auftrages an einem Rolls-Royce Wraith vorbeikommt, bemerkt er eine bildhübsche Blondine die tot auf dem eingedrückten Dach der Limousine liegt. Die Polizei ordnet den Fall als Suizid ein, doch die schwerreiche Mutter der Toten, Olivia Gravesend will dies nicht glauben und engagiert Lee, er soll die Wahrheit herausfinden. Doch was sich ihm nach und nach offenbart ist unfassbar grausam und nichts für schwache Nerven.
    Nachdem mir "Fünf Winter" von James Kestrel super gut gefallen hat, war ich sehr gespannt auf sein neuestes Werk. Und was soll ich sagen, auch dieser Thriller ist ein echter Pageturner. Der ist Meister darin, mit wenigen Sätzen den Leser in seinen Bann zu ziehen.
    Der Hauptprotagonist Lee ist ein eher unkonventioneller Ermittler, der gerne auch mal zu gesetzwidrigen Methoden greift um die Wahrheit ans Licht zu zerren. Diese ist in diesem Fall wirklich grausam und kaum auszuhalten.
    Dieses Buch hat nicht die typische Erzählstruktur, hier gibt es keine zwischendurch abfallende Spannung, sondern die Handlungen fesseln von Anfang bis Ende. Mit brillanten Twists und einem wortgewandten Schreibstil jagt uns der Autor durch diesen teuflisch guten Plot.
    Ein Thriller der erstklassige Unterhaltung verspricht.

  1. 3
    20. Sep 2024 

    Der Wunsch nach ewiger Jugend

    Privatdetektiv Lee Crowe entdeckt eines Tages auf dem Dach eines Rolls Royce die Leiche einer attraktiven jungen Frau. Sie muss aus großer Höhe gestürzt sein, um das Auto dermaßen zu beschädigen. Der Gerichtsmediziner und die Polizei glauben an einen Suizid und ermitteln nicht ernsthaft. Ihre Mutter, die einflussreiche und sehr wohlhabende Olivia Gravesend glaubt nicht daran und engagiert Crowe, um den Tod ihrer Tochter aufzuklären. Für den Detektiv wird es schnell gefährlich. Als er Claires Wohnung in Boston untersuchen will, versucht ein Unbekannter ihn zu ermorden. In einer weiteren Unterkunft von Claire trifft er auf eine junge Frau, die der Toten zum Verwechseln ähnlich sieht. Auch sie hat die seltsamen kreisrunden Narben entlang der Wirbelsäule. Crowe stößt auf eine geheime Gruppe, die sich über Möglichkeiten, für viel Geld ewige Jugend zu erlangen informiert. Wie das geschehen soll, wird im Laufe der Geschichte beschrieben. Lee Crowe entdeckt bei seinen Ermittlungen, dass der Anwalt Jim Gardner, der ihm nach seinem tätlichen Angriff auf den Partner seiner Ex-Frau, einen Richter am kalifornischen Supreme Court, der das Ende seiner eigenen Karriere als Anwalt bedeutete, Aufträge verschafft, selbst in sehr zweifelhafte Machenschaften verwickelt ist.
    Ich hatte nach der Lektüre des Romans “Fünf Winter“ von James Kestrel sehr hohe Erwartungen an dieses Buch und bin etwas enttäuscht. Es liest sich nicht schlecht, aber es enthält zu viele unrealistische Elemente, und mir fehlt der historische Kontext, der “Fünf Winter“ diese überragende Qualität verleiht. Tatsächlich handelt es sich hier ja auch nicht um den Nachfolger des vielfach ausgezeichneten Romans, sondern um ein Buch, das vorher nicht unter dem Pseudonym James Kestrel, sondern unter dem Namen des Autors Jonathan Moore erschienen ist. Am Ende des vorliegenden Titels wird Crowe von einer Figur des Romans ein neuer Fall angeboten, so dass mit einer Fortsetzung zu rechnen ist.

  1. Californication

    Als ich überlegte, wie wohl die Überschrift meiner Rezension zum Roman von James Kestrel „Bis in alle Endlichkeit“ heißen sollte, kam mir der Titel eines Songs von den Red Hot Chili Peppers in den Sinn. Und tatsächlich passen einige Songinhalte perfekt zum Roman z. B. „Pay your surgeon very well to break the spell of aging.“ Übersetzt heißt das sinngemäß: „Bezahl deinem Chirurgen viel Geld, um den Bann des Alterns zu brechen.“ Deshalb finde ich sogar, dass der deutsche Titel des Romans etwas besser passt, als der Originaltitel: Blood Relations (Blutsverwandte).

    Erstaunlich fand ich, dass dieser Thriller eigentlich der Vorläufer von „Fünf Winter“ ist, obwohl erst danach erschienen. So hat sich JK hier warm geschrieben, um dann später den absoluten Knaller zu landen. Nein, gelesen habe ich „Fünf Winter“ noch nicht, aber die Leserschaft ist ja so begeistert. Aber dem sich selbst so nennenden „Schmalspurdetektiv“ Lee Crowe begegnen wir in „Fünf Winter“ nicht. Obwohl ich durchaus nochmal gern mit ihm zu tun gehabt hätte, denn er ist unglaublich kreativ und extrem hart im Nehmen. So fährt er schwer verletzt noch stundenlang durch die Gegend, angetrieben von seinem Herzbusiness.

    Unser Kriminalroman Noir spielt also in Kalifornien. In einem Bundesstaat, den wohl niemand, der seine Sinne noch beisammen hat, momentan bereisen würde. Auch wenn zahlreiche Namen mit Sehnsucht verbunden sind, wie etwa der Mulholland Drive in Los Angeles oder der Santa Monica Boulevard, die nur gute vier Meilen voneinander entfernt sind. Um zu entspannen, fliegt unser Held dann nach La Paz, in ein Hotel, in dem er schon sechs Jahre zuvor war, wo sich wenig verändert hat. Und da kommt dann … aber das wird hier nicht verraten.

    Lee Crowe, unser Ich-Erzähler, wird oft von dem dubiosen Anwalt Jim Gardner engagiert, der ihn letztlich auch mit der neuen Klientin Olivia Gravesend bekannt macht. Die superreiche Olivia möchte den Mörder ihrer Tochter finden. Und ganz zu Anfang hat ja Lee Crowe die tote Claire auf dem Dach eines eingedrückten Rolls-Royce Wraith gefunden, fotografiert und die Fotos an die Presse verkauft. Ist sie von hoch oben gesprungen oder gestoßen worden?

    Wenig später macht der Detektiv die Bekanntschaft von Madeleine, die Claire verblüffend ähnlich sieht und sie auch kannte. Lee Crowe ist gut vernetzt, hat die erstaunlichsten Kontakte und Geld spielt ja keine Rolle, denn Mrs Gravesend hat ja genug davon. Lee Crowe kommt viel herum und kann bald weder in seine Wohnung, noch in sein Büro. Die Wohnung wurde verwanzt, das hat er früh genug auf einer eingebauten Kamera von ferne gesehen und aus dem Büro wurde alles gestohlen, was wichtig war: Der Safe, die Waffe, Claires Briefe, seine Kreditkarten etc. Sein Auto, das „Biest“ befindet sich in einer entfernten Tiefgarage, aber auch dort wird er von der Polizei erwartet. Wir lernen auch einiges über moderne Technik, denn ich hätte nie gedacht, dass man mit einer Drohne, auf dem Dach platziert, ja auch von vorne über die Fotooptik einen Hinterausgang im Auge behalten kann. So kann der treue Elijah vom Auto aus alleine beobachten, was in einem bestimmten Haus vor sich geht. Überwachung zwei-Punkt-null.

    Fazit: Ein wirklich sehr empfehlenswerter, hoch spannender Pageturner im Raymond-Chandler-Stil, so was habe ich lange vermisst. So freue ich mich schon auf „Fünf Winter“. ****